Ein Reisebericht unserer Präsidentin Sandra Scheuren
Der folgende Tag stand ganz im Zeichen des Champagners. Erste Station war die Kellerei Mercier, am Ende der berühmten Avenue de Champagne in Epernay, wo sich ein prestigeträchtiges Haus an das nächste reiht: Moet et Chandon (das älteste Unternehmen, ab 1743 in Produktion), De Castellane, Leclerc Briant, Mumm/Perrier-Jouet, Boizel … Die Gebäude von Mercier stehen ein wenig außerhalb, ganz am Ende der Avenue de Champagne, aber die 18 km langen Kellergalerien erstrecken sich fast bis zur Stadtmitte. Vom jungen Eugéne Mercier 1858 gegründet, profitierte das Unternehmen von seinem genialen Gespür für alles, was publikumswirksam sein könnte, zum Beispiel das gigantische Fass mit einer Kapazitat von über 200 000 Flaschen, heute in der Eingangshalle, das er von Epernay bis Paris transportieren Iieß, um es an der Weltausstellung von 1889 zur Schau zu stellen, wo es als Sensation nur vom Eiffelturm übertroffen wurde.
Zur Besichtigung fuhr die Gruppe in zwei großen Fahrstühlen 30 m in die Tiefe und stieg dort in einen kleinen gelben Zug, der lasergesteuert durch die Galerien rollte, während der Angestellte, der die automatisierte Fahrt überwachte, weitere Auskünfte zu den ausgestellten Gegenständen und dem Herstellungsprozess des Champagners lieferte.
Nach einer Mittagspause in der Stadtmitte von Epernay setzte sich die Fahrt fort, um das „Hochzeitsmuseum“ im hübschen kleinen Dorf Oger zu besuchen. Hier übernahm der jungste Sohn der Familie Henry de Vaugency die Führung und erklärte die Bedeutung der zahlreichen kunstvollen Objekte. Brautsträuße unter Glasglocken, Hochzeitskleider, typische Hochzeitsgeschenke und vieles mehr ergaben ein faszinierendes Bild der damaligen Zeit. Mindestens genauso faszinierend fand die Gruppe allerdings die seit 1732 ausgeübte Hauptbeschäftigung der Familie, nämlich die Herstellung eines ausgezeichneten Champagners, wovon nach dem Museumsbesuch drei unterschiedliche Proben im Keller verkostet werden durften. Im Gegensatz zu den großen Champagnerhäusern von Reims und Epernay liegt Oger an der „Cote des Blancs“ und verwendet nur die Traubensorte Chardonnay, oft (wie im Fall der Familie De Vaugency) in der Qualitatsbezeichnung „Grand Cru“. Mehrere Kartons dieses eleganten Champagners fanden den Weg in den Buskofferraum, bevor die Gruppe zum letzten Ziel des Tages aufbrach: dem Grab des Benediktinermönchs Dom Pérignon (1639 — 1715) in Hautvillers.
In der Abtei St-Pierre von diesem kleinen Ort (übrigens die Partnerstadt von Kiedrich im Rheingau) war Dom Pérignon 47 Jahre lang Kämmerer und Kellermeister. Man kann nicht behaupten, er hätte den Champagner „erfunden“, aber er hat maßgeblich zu seiner Entwicklung beigetragen. Die Gruppe blieb respektvoll vor seiner schwarzen Grabplatte in der Abteikirche stehen, dann war es an der Zeit, zurück zum Hotel zu fahren.
Fortsetzung folgt …